Editorial von Dr. Philipp Gut

    Liebe Leserin, lieber Leser

    (Bild: zVg)

    Wer die Krimis von Agatha Christie kennt, kennt auch das Arsen. Das Gift ist beliebt bei Mördern mit und ohne Spitzenhäubchen. Doch Arsen kommt auch in natürlicher Form vor. Im Süden Nepals beispielsweise wurde festgestellt, dass das Arsen das Grundwasser verseucht. Für diese Katastrophe sei für einmal nicht der Mensch verantwortlich, sagt die Schweizer Geologin Dr. Barbara Müller im Interview mit der «Umwelt Zeitung». «Das Arsen ist natürlicherweise aus geologischen Gründen in den Gesteinsbruchstücken enthalten, die im Flachland Nepals den Boden aufbauen. Aus diesen Bodenbestandteilen kann es dann unter sauerstoffarmen Bedingungen herausgelöst werden und ins Grundwasser gelangen», erklärt sie.

    Müller leitet in Nepal ein Projekt zur Reinigung des vergifteten Wassers. Beteiligt daran ist auch das ETH-Wasserforschungsinstitut Eawag, das die chemische Analytik durchführt. Der Reinigungsprozess selbst ist verblüffend einfach – und auch relativ kostengünstig. «Wir bauen Filter aus lokalen Materialien, die frei auf den üblichen Freiluftmärkten erhältlich sind. Konkret stecken in diesen Filtern rostige Nägel, denn die Rostpartikel können das Arsen an der Oberfläche binden», verrät Barbara Müller. Hinzu kommt Feinsand, der die Rostpartikel wieder entfernt, damit das Wasser nicht nach Eisen schmeckt.

    Das Zusammenspiel von Mensch und Natur – wobei der Mensch ja Teil der Natur ist – prägt unser Leben, aber auch die Abläufe in der Industrie. Innovation und Nachhaltigkeit gehören zusammen. Das weiss auch Andreas Steffes, der Geschäftsführer des Schweizerischen Stahl- und Haustechnikhandelsverbands (SSHV). Ein immer wichtigerer Trend seien ökologischere Stähle, sagt er im Gespräch mit der «Umwelt Zeitung». Die Wiederverwertung werde grossgeschrieben. «Wir bieten in vielen Bereichen seit Jahren nur Recyclingstähle an, die in der Regel bereits mehrfach den Recyclingkreislauf durchlaufen haben.» So gehöre Stahlrecycling im 200-jährigen Stahlwerk Gerlafingen zum Alltag, ebenso im Stahlwerk in Emmenbrücke. Auch das sogenannte Upcycling wird praktiziert. So entstehen aus dem Stahlschrott aus abgerissenen Bauwerken heute in Emmenbrücke hochwertige Industriestähle. Weiter werde der gesamte Materialeinsatz reduziert.

    Wie stark die Wirtschaft heute den Umweltgedanken lebt, zeigt auch das Beispiel der Kyburz Switzerland AG. Das international tätige Unternehmen entwickelt und produziert qualitativ hochstehende Elektrofahrzeuge für Zustell- und Industriebetriebe sowie für Privatpersonen. Mit dem «MultiLife Prinzip» erhalten Kyburz-Produkte ein zweites Leben, und das Zürcher KMU zeigt, dass reparierbare langlebige Produkte durchaus wirtschaftlich sind. «Unser Batterie­recycling erlaubt es, über 91 Prozent der Rohstoffe aus den Batterien zurückzugewinnen in einer Reinheit, die die Produktion neuer Batterien ermöglicht», sagt CEO Martin Kyburz.

    Kreislaufwirtschaft ist ein Megatrend, der Wirtschaft und Gesellschaft in Einklang mit der Natur bringen soll. Dank einer zirkulären Produktionsweise soll Material wiederverwendet statt weggeschmissen werden. Ein Pionierin in diesem Bereich ist die in der Baubranche tätige Marti AG. Sie wurde dafür mit dem Solothurner Unternehmenspreis ausgezeichnet. «Die Auszeichnung macht uns stolz und freut uns enorm. Der Preis ist eine schöne Bestätigung für die 2009 festgelegte Strategie und Bekennung unserer Unternehmung für die Kreislaufwirtschaft», freut sich Geschäftsleiter Christoph Müller.

    Ein zunehmendes Politikum im Verkehrsektor ist Tempo 30. Vor allem die linksregierten Städte wollen immer mehr Tempo 30 einführen, auch auf Hauptstrassen. Dabei gebe es viel bessere Lösungen, um die Lärmbelastung zu reduzieren, etwa moderne Flüsterbeläge, schreibt der Zürcher EDU-Kantonsrat und Nationalratskandidat Thomas Lamprecht in einem Gastbeitrag.

    Schliesslich stellt mein Kollege Henrique Schneider die Frage, was eigentlich die Umwelttechnologieförderung des Bundes bringt. Auf der Ebene des einzelnen subventionierten Projekts sei sie sicher zielführend. Ob sie wirklich den erhofften gesamt- wirtschaftlichen Nutzen bringe, dürfe jedoch angezweifelt werden, schreibt er.

    Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre – und geniessen Sie weiterhin den schönen Sommer.

    Ihr Dr. Philipp Gut,
    Verleger

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