Editorial von Dr. Philipp Gut

    Liebe Leserin, lieber Leser

    (Bild: zVg)

    Das Naturama Aargau in der Kantonshauptstadt dürfte vielen von Ihnen bekannt sein. Die Dauerausstellung dokumentiert die Entwicklung der Natur auf dem Gebiet des Kantons. Die Zeitreise beginnt mit Dinosauriern und Mammuts, führt in die Gegenwart – auch etwa mit lebenden Mäusen, Fröschen und Fischen – und wirft einen Blick in die Zukunft. Daneben gibt es immer auch interessante Sonderausstellungen, wie derzeit eine unter dem Titel «Ich Tier Wir». Sie rege dazu an, «darüber nachzudenken, was uns Menschen von den Tieren unterscheidet, und was uns verbindet», erklärt Johanna Häckermann, Vorsitzende der Geschäftsleitung, im Interview mit der «Umwelt Zeitung». Es sei ein anspruchsvolle Ausstellung, die polarisiere: «Es geht um die enge Bindung zu Haustieren, den oft unbemerkten Tod von Wildtieren und den teilweise befremdlichen Umgang mit Nutztieren.»

    Der Klimawandel, eines der grossen, kontrovers diskutierten Themen unserer Zeit, beschäftigt uns auch in dieser Ausgabe. Mit neuen Initiativen und durchaus grossen Zielen wollen Tanja Zimmermann und Martin Ackermann Antworten auf den Klimawandel liefern. Warum dieser in erster Linie eine Wasserkrise ist, was zu dessen Bewältigung alles nötig ist und was man aus CO2 alles herstellen kann, erklären der Eawag-Direktor und die Empa-Direktorin im Interview. (Zur Erklärung: Die Eawag ist das Wasserforschungsinstitut des ETH-Bereichs. Die Empa ist die Eidgenössische Materialprüfanstalt.) Eines ihrer Projekte nennt sich «Mining the Atmosphere». Dabei kommt ein «atmosphärischer Staubsauger» zum Zug, der der Atmosphäre das überschüssige CO2 entzieht. Anstatt den Kohlenstoff für Polymere, Arzneimittel, Fasern, Treibstoffe usw. aus Erdöl zu gewinnen, nutzen wir also atmosphärisches CO2. Die Idee klingt einfach, ist technisch aber äusserst anspruchsvoll.

    Umweltthemen sind stets auch Teil einer intensiven politischen Debatte – und in der direktdemokratischen Schweiz auch Gegenstand von Volksabstimmungen. Mit zweien von ihnen setzen wir uns in dieser Ausgabe der «Umwelt Zeitung» vertieft auseinander. Die Eidgenössische Volksinitiative «Für eine Einschränkung von Feuerwerk» will einen neuen Artikel 74a in die Bundesverfassung aufnehmen und private Feuerwerke verbieten. Wir stellen die Initiative vor, präsentieren das Pro und Kontra und lassen den Familienunternehmer Alain Stucki zu Wort kommen, der mit seiner Firma in dritter Generation Feuerwerke herstellt. Er sagt: «Feuerwerk ist ein Ausdruck von Lebensfreude. Es ist Kunst für den Moment, es ist Tradition.»

    Bereits im Juni stimmen wir über ein neues Stromgesetz ab, den sogenannten Mantelerlass, der mehrere Änderungen in verschiedenen Gesetzten beinhaltet. Dagegen haben Umwelt- und Landschaftsschutzorganisationen erfolgreich das Referendum ergriffen. Eine davon ist die Freie Landschaft Schweiz. Deren Präsident, der Jungunternehmer Elias Vogt, bekämpft das Stromgesetz vehement. Im Gespräch mit der «Umwelt Zeitung» betont er: «Das neue Stromgesetz ist eine subventionierte Zerstörung der Natur.» Neu können Anlagen für erneuerbare Energien auch in geschützten Landschaften gebaut werden. Riesige Windkraftanlagen würden in Wäldern platziert. Vogt nennt das «absurd»: «Um angeblich das Klima zu retten, werden Wälder und Natur zerstört. Ein Windrad braucht ein Fussballfeld- grosses Gebiet, Wälder werden gerodet, 10 m breite Strassen gebaut. Ist das grüne Energie?» Auch gegen die Zupflasterung der Alpen mit grossflächigen Solaranlagen wehrt er sich. Darüber hinaus gehe es in der Abstimmung vom 9. Juni auch um einem Kampf für den Erhalt unserer demokratischen Mitbestimmungsrechte: «Bis jetzt kann die Bevölkerung mit Einsprachen ein Energieprojekt aufgrund des Naturschutzes oder einer steigenden Lärmbelästigung stoppen. Sowohl Privatpersonen als auch Naturschutzorganisationen können sich wehren. Leider ermöglicht der Mantelerlass dem Bundesrat, dass dieser den Volkswillen stark einschränkt. Die Interessen der Stromversorgung stehen über dem Naturschutz und den Menschen. Dies führt zu einer drastischen Reduktion der direkten Demokratie», so Vogt. Wir bleiben an dem Thema dran!

    Ich wünsche Ihnen eine inspirierende Lektüre und einen naturnahen, genussreichen Frühlingsanfang!

    Ihr Dr. Philipp Gut,
    Verleger

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