Editorial von Dr. Philipp Gut

    Liebe Leserin, lieber Leser

    (Bild: zVg)

    Wir hoffen, Sie sind gut ins neue Jahr gestartet – und wir freuen uns, dass wir Sie auch 2024 mit der «Umwelt Zeitung» begleiten und Ihnen ein interessantes Themenspektrum aus der Vielfalt umweltrelevanter Fragestellungen bieten dürfen. Wie Sie wissen, sind wir dabei kritisch, aber gutgelaunt. Wir lassen uns von der Natur ebenso faszinieren wie von den Möglichkeiten der modernen, sich rasant weiterentwickelnden Technik. Davon zeugen auch die vielen innovativen Unternehmen im Kanton Aargau und in der Schweiz, die mit ihrem Pioniergeist dazu beitragen, Wirtschaft und Umwelt im Einklang zu fördern.

    Diese Pionierrolle – die gilt auch für die biologische Landwirtschaft und die entsprechende Forschung. Vor 50 Jahren wurde in Frick das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) gegründet. Es zählt zu den weltweit führenden Forschungseinrichtungen seiner Art. Im Interview mit unserer Redaktorin Corinne Remund berichtet Jürn Sanders, Vorsitzender der Geschäftsleitung und der Direktion, über diese Erfolgsgeschichte und die zahlreichen aktuellen Projekte. «Es scheint, als ob die Schweiz historisch gesehen eine gewisse Anziehung auf Reformbewegungen ausübt», so Sanders. Zum Standort im Kanton Aargau sagt Sanders: «Hier fühlen wir uns zu Hause.» Das FiBL wurde in den letzten Jahren stark ausgebaut. Darin spiegle sich der steigende Forschungsbedarf in der Biolandwirtschaft und auf dem Biomarkt. Zu den Vorzügen dieser natürlichen Produktionsweise sagt Sanders: «Der Biolandbau steht für ein ganzheitliches Konzept der Landnutzung mit dem Anspruch, in besonderer Weise die Belastungsgrenzen der Natur zu berücksichtigen.»

    Ergänzend dazu lesen Sie in dieser Ausgabe einen Gastbeitrat von Mathias Forster und Christoph Schünemann von der Bio-Stiftung Schweiz. Wir haben die beiden Fachleute eingeladen, unserer Leserschaft den Biofruchtbarkeitsfonds vorzustellen. Damit will die Bio-Stiftung Schweiz Gegensteuer geben, die Bodenfruchtbarkeit erhalten oder steigern und so eine «nachhaltige Ernährungssicherheit» gewährleisten. Wie das funktioniert, erfahren Sie in dieser Ausgabe der «Umwelt Zeitung» aus erster Hand.

    Vielleicht das Megathema der letzten Jahre ist der Klimawandel. Ist er menschengemacht? Wenn ja: zu welchem Anteil? Und lässt sich das Weltklima mit politischen Massnahmen tatsächlich in die gewünschte Richtung lenken? Schliesslich: Lassen sich diese erwarteten oder vielleicht auch nur versprochenen oder erträumten Effekte verlässlich berechnen? Und wie können wir auf den Wandel mit all seinen Vor- und Nachteilen am besten reagieren? Das sind Fragen, die einer ernsthaften, seriösen, auch wissenschaftlich kontroversen Diskussion bedürfen. Hautnah dran an der Klimapolitik der offiziellen Schweiz ist mein Verlegerkollege Henrique Schneider, der selbst an Weltklimakonferenzen teilgenommen und sich dabei einen unabhängigen Blick bewahrt hat. Er beleuchtet in mehreren Artikeln die jüngsten Entwicklungen und stellt die notwenigen Fragen dazu.

    Eine direkte Folge der Energie- und Klimapolitik im Zuge der «Energiestrategie 2050» ist der geplante und zum Teil bereits verwirklichte Bau von grossen Windkraftanlagen. Dagegen regt sich immer mehr Widerstand. Im Kanton Zürich verlangen Initiativen aus der Bevölkerung, dass ein Mindestabstand zu Siedlungen eingehalten wird, wie Siegfried Hettegger von Freie Landschaft Schweiz schreibt. Auf unserer Schwerpunkt-Seite zum Thema äussert sich ausserdem der bekannte Journalist und Autor Stefan Millius. Er befasst sich in seinem Beitrag mit den schlechten Karten der Bürger, die sich gegen die Windkraftpläne des Bundes wehren. Gemeinden und Bürger würden ausgehebelt. Mit der «Gegenwind-Initiative» will die politische Bewegung «Aufrecht» hier Abhilfe schaffen – zunächst im Kanton St. Gallen.

    Ebenfalls einschneidende Auswirkungen der herrschenden Klimapolitik spüren wir im Verkehrsbereich. Die ETH Zürich möchte die grösste Schweizer Stadt zu einem Revier für E-Bikes umbauen und die Autos weitgehend verdrängen. Ich habe das Projekt kritisch unter die Lupe genommen und mit Projektleiter Prof. Kay Axhausen darüber gesprochen.

    Eine anregende Lektüre, die Ihren kritischen Geist anregen möge, wünscht

    Ihr Dr. Philipp Gut,
    Verleger

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