Natur findet immer auf Grund und Boden statt. Sogenannte Biodiversitätsförderflächen im Landwirtschaftsland sind wichtig. Doch viele Arten sind auf grosse zusammenhängende Schutzgebiete und Trittsteinbiotope angewiesen, die ihnen dauerhaft Lebensraum bieten. Ohne diese Schutzgebiete wäre die Erhaltung zahlreicher Arten nicht möglich. Die Schweiz ist europaweit das Schlusslicht bei den Schutzgebietsflächen. Für die Naturschutzorganisationen ist es eine Herausforderung, das nötige Land für die Natur zu erwerben, denn in der Schweiz ist jeder Quadratmeter heiss begehrt. Pro Natura Aargau hat Mitte der Neunzigerjahre einen Club ins Leben gerufen, deren Mitglieder ausschliesslich Landkäufe finanzieren.
Vielfalt in den Schutzgebieten
Sie heissen zum Beispiel «Gweslig», «Holthübel», «Foort» oder «Ruge». Im Gweslig wachsen die seltenen wilden Küchenschellen. Im Holthü bel wurden Strukturen geschaffen für die seltensten Fledermausarten der Schweiz: die «Grosse Hufeisen nase» und das «Graue Langohr». Das Foort ist eines der wichtigs ten Auengebiete im Reusstal. Im Juraschutzgebiet Ruge wachsen seltene Orchideen. Die Schutzgebiete von Pro Natura Aargau könnten unterschiedlicher kaum sein. Gemeinsam ist, dass der Landerwerb vom Club 500+ mitfinanziert wurde.
«Gesinnungstäter» im Einsatz für die Natur
Mitglieder des Clubs sind Politiker innen, Unternehmer genauso, wie Leute mit schmalem Budget. Sie alle haben ein Ziel: Im Aargau soll der Natur mehr Platz zur Verfügung stehen, damit die Artenvielfalt in unseren Landschaften erhalten bleibt: Von den Flusstälern und dem Hallwilersee über die sonnigen, steilen Hänge im Jura und den schattigen Nordflanken mit ihren ausgedehnten Wäldern bis hin zum sonnenverwöhnten Rheintal soll die spezifische Flora und Fauna erhalten und gefördert werden. Doch keine Projektkosten oder Administration, lediglich der Landerwerb wird durch die Clubkasse finanziert.
Am schönsten ist es, den Erfolg mit eigenen Sinnen zu erfahren Zwei Mal im Jahr treffen sich alle Mitglieder, die Zeit und Lust haben, in einem Schutzgebiet und erhalten Informationen über das Projekt. Die Clubexkursion im Juni 2020 führte ganz in den Süden des Kantons. Die Teilnehmenden, welche sich das Wetter zumuteten, konnten im strömenden Regen die steigenden Fluten der Reuss und die neu geschaffenen Lebensräume in Sins bewundern – hautnaher kann man diesen Wasserlebensraum nicht er leben. Der Apéro fand unter dem Regenbogen auf dem Hof von Bio landwirt Villiger statt, der die Auen mit Wasserbüffeln beweidet.
Kreuz und quer durch den Aargau
Im September 2020 stand das «Flederhaus» auf dem Programm. Von Sins diagonal durch den Aargau nordwestlich liegt Wegenstetten. Dort besitzt Pro Natura Aargau das einzige «überdachte Schutz gebiet». Die Naturschutzorganisation konnte ein altes Bauern haus retten, in dessen Dachstock
«Grosse Hufeisennasen» alljährlich ihre Jungen zur Welt bringen. Die historische Wohnung im ersten Stock wurde sorgfältig und sanft renoviert und kann bei «Ferien im Baudenkmal» gebucht werden. Die Exkursion im Juni 2021 zur ehemaligen Sondermülldeponie in Kölliken führte in den Südwesten zum kümmerlichen Rest des einst artenreichsten Amphibienstandorts. Pro Natura Aargau wird weiter da für kämpfen, dass sich über der einstigen Deponie wieder Natur werte ausbreiten. Die letzte Exkursion im September 2021 führte ins Auengebiet «Chly Rhy» nach Riet heim im Nordosten des Kantons. Die Auen in Rietheim sind etwas vom Kostbarsten was der Kanton an Natur zu bieten hat. Die Teilnehmenden liessen sich vom Projektleiter die nächste Etappe der Massnahmen erklären.
Alle sind eingeladen
Die Exkursion am 20. Mai 2022 führt nach Frick. Dort schafft es ein findiger Biobauer mit Kollegen höchste Naturwerte mit der Produktion von einzigartigen Naturprodukten zu verbinden. Arbovitis Säfte finden sich als Jurapark Produkte bei Coop, Volg und in Bioläden. Sie er freuen sich weit über die Kantons grenzen hinaus grosser Beliebtheit. Wie das funktioniert wird vom Gründer persönlich vor Ort gezeigt. Alle – auch schnuppernde – Besucherinnen und Besucher sind ganz herzlich eingeladen, unverbindlich mitzumachen. Anmeldung unter johannes.jenny@pronatura.ch.
Johannes Jenny