Umrüsten statt ersetzen – eine nachhaltige Sache, auch bei der Schoop Gruppe

    libs Industrielle Berufslehren Schweiz machen in Zusammenarbeit mit der Firma Lumvin aus alten Leuchten umweltfreundliche LED-Leuchten.

    (Bilder: Moritz Schmid) Kristjan Jozipovic, Elischa Hauri und Adrian Schoop freuen sich über die Umrüstung der Leuchten.

    In der Produktionshalle der Schoop AG sind zwei Lernende konzentriert an der Arbeit; auf den ersten Blick nichts Besonders. Erst bei genauerem Hinschauen fällt auf: Das Blau der T-Shirts ist nicht das Schoop-, sondern das libs-Blau. Im Rahmen eines Projekts, welches das Ausbildungsunternehmen libs Industrielle Berufsbetriebe Schweiz mit dem Schweizer Cleantech Startup Lumvin entwickelt hat, rüsten die beiden jungen Männer alte Leuchten zu LED-Leuchten um. Es ist ein Projekt, das den Unternehmer Adrian Schoop auf Anhieb überzeugt hat. Rund 300 Leuchten sind es, die in seinem Unternehmen in Dättwil mit energiesparenden LED-Einsatz versehen werden.

    Die beiden Lernenden der libs, Federico Essmann (links) und Elischa Hauri, sind konzentriert bei der Arbeit.

    «Nachhaltigkeit ist für die Schoop Gruppe kein Schlagwort – und war es nie», sagt der CEO des Familienunternehmens. «Wir setzen überall da an, wo es sinnvoll ist.» Adrian und seine Schwester Franziska führen die Schoop-Gruppe in dritter Generation. Sie ist in den Bereichen Gartenbau, Spenglerei und Flachdach tätig und beschäftigt über 200 Mitarbeitende. Rund 25 davon sind Lernende. Auf seiner Webseite schreibt das Unternehmen: «Umweltbewusstsein ist uns sehr wichtig. Deshalb legen wir Wert auf einen ressourcenschonenden Einsatz aller Mittel und Kräfte, engagieren uns für ökologische Lösungen und unterstützen mit einem Ökosponsoring die Eiben im Badener «Urwald» Unterwilerberg. Stolz sind wir auch auf die Auszeichnung mit dem Qualitätslabel der Stiftung «Natur & Wirtschaft» für die naturnahe Gestaltung unseres Firmenareals.»

    Nachhaltig auf mehreren Ebenen
    «Nachhaltigkeit geht für mich über reine Ökologie-Fragen hinaus», sagt Adrian Schoop. Jungen Menschen eine gute Ausbildung ermöglichen, das duale Bildungssystem stärken: Auch das sind Themen, die ihm, dem Gemeindeammann von Turgi und FDP-Grossrat, am Herzen liegen. Und auch darum ist er vom Projekt der libs überzeugt.

    «Nachhaltigkeit ist in unserem Unternehmen nicht nur ein Schlagwort», sagt Adrian Schoop.

    Die Idee, aus alten Leuchten neue zu machen, kam Kristjan Jozipovic, dem Gründer und Inhaber der Firma Lumvin, als er 2020 von der libs angefragt wurde, ob er die Leuchten in der rund 3000 Quadratmeter grossen Produktionshalle in Baden ersetzen könnte. «Upcycling war im Bereich Leuchten vor ein paar Jahren noch kein so grosses Thema. Ich fand es aber nicht sinnvoll, hochwertige Leuchten, die noch brauchbar waren, einfach zu ersetzen. Zudem hatte die libs die besten Voraussetzungen für ein solches Projekt. Der Betrieb bildet Lernende in den verschiedensten Bereichen aus und sucht immer wieder Projekte, die in die Ausbildung integriert werden können.» Alle Teile werden zusammen mit Lernenden aus verschiedenen Berufsfeldern produziert: Polymechanikerinnen und Polymechaniker fräsen oder drehen zum Beispiel Distanzhalter, im Apparate- und Anlagebau werden Blechteile gelasert und gebogen, und Automatikerinnen und Automatiker schrauben und verkabeln die LED-Leuchten.

    Kristjan Jozipovic sieht grosse Chancen im Upcycling von Leuchten.

    «Es geht sogar noch weiter», sagt Christian Villiger, Geschäftsführer der libs. «Fünf Bereiche sind in dieses Projekt involviert. Nebst Lernenden aus den technischen Berufen sind dies zum Beispiel Lernende aus dem KV-Bereich, die Offerten und Rechnungen schreiben, oder Mediamatikerinnen und Mediamatiker, die bei den Aufträgen vor Ort sind, diese dokumentieren und zum Beispiel für Social Media aufbereiten.»

    Wichtiger Teil der Ausbildung
    Bei Schoop in Dättwil ist an diesem Morgen Elischa Hauri an der Arbeit. Er ist Polymechaniker im zweiten Lehrjahr und sichtlich zufrieden. «Für uns ist es schön, draussen bei einem Kunden zu arbeiten und vor Ort zu sehen, dass unsere Arbeit einen Nutzen hat», sagt er. Für die libs hat er nur lobende Worte übrig. Schon sein Bruder habe dort die Lehre gemacht, und die Grundausbildung sei wirklich toll. «Mir gefällt, dass ich Teil einer grossen Gruppe von Lernenden bin, mit denen ich mich austauschen kann», sagt er. Den Nutzen und die Nachhaltigkeit, so Christian Villiger, müssten Vertreterinnen und Vertreter der Generationen Z und Alpha in einer Aufgabe erkennen. «Es ist für uns enorm wichtig, Produkte anzubieten, bei denen auch die Lernenden merken, dass sie sinnvolle und nachhaltige Arbeit leisten.» Das sei bei diesem Projekt vollkommen gegeben.

    Die libs ist ein Verein, getragen von den Kernmitgliedern ABB, Alstom, General Electric, Accelleron, Hitachi Energy, Leica Geosystems, MAN Energy Solutions und SR Technics sowie über 170 KMU. Unter ihnen sind Unternehmen wie Zweifel Pomy-Chips, Givaudan, Electrolux, Honeywell International. Gemäss Geschäftsbericht haben im Jahr 2022 280 Lernende ihre Ausbildung bei der libs begonnen. Einen Teil der finanziellen Mittel muss die libs durch Kundenaufträge selber erwirtschaften. «Das ist nicht immer ganz einfach. Projekte wie die Umrüstung von Leuchten auf LED sind natürlich für alle unsere Partnerinnen und Partner interessant – und somit für alle ein Gewinn», sagt Christian Villiger.

    Kristjan Jozipovic erklärt Adrian Schoop, wie die Umrüstung genau funktioniert.

    Auch die Stadt Baden hat umgerüstet
    Nebst verschiedenen KMUs hat auch die Stadt Baden das Potenzial des Produkts erkannt. Sie hat im August 2022 im Stadthaus 25 Leuchten umrüsten lassen. Stadtrat Philippe Ramseier ist überzeugt vom Upcyling-Projekt: «Wir haben eine klare Energie-Strategie und setzten konsequent Massnahmen um, um diese zu erreichen. Dabei haben wir auch eine Vorbildfunktion.» So setzt die Stadt vermehrt auf Elektrofahrzeuge, Fernwärme und Photovoltaik. Am Projekt der libs gefällt Philippe Ramseier auch, dass Bestehendes wiederverwendet wird. «Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft, Upcycling ist daher sehr unterstützenswert.» Schliesslich ist auch Ramseier genau wie Schoop ein Verfechter des dualen Bildungssystems. «Junge Menschen in einem Beruf auszubilden, ist enorm wichtig. Wir brauchen diese Fachkräfte in der Schweiz. Die libs macht hier eine ganz wichtige Arbeit.»

    Zurück in den Hallen Schoop + Co. AG. Ein Kameramann schiesst Bilder, interviewt die Jugendlichen und Kristjan Jozipovic, der an diesem Tag dabei ist und die beiden unterstützt. Sie lassen sich bei ihrer Arbeit nicht stören, geben bereitwillig Auskunft und montieren dann konzentriert die nächste LED-Leuchte. «Nebst der sauberen Arbeit, die wir für die Kundinnen und Kunden abliefern möchten, hat die libs natürlich einen Bildungsauftrag», sagt Jozipovic. Daher sei es wichtig, dass er da sei, die Arbeiten begleite und die Jugendlichen anleite. Die Kundinnen und Kunden sind zufrieden. «Wir freuen uns, dass wir mit den neuen Leuchten deutlich weniger Energie verbrauchen, die alten Teile wiederverwenden und den jungen Auszubildenden die Chance bieten konnten, einen sinnvollen Auftrag auszuführen, der ihnen sichtlich Freude macht – am Schluss haben alle etwas davon», sagt Adrian Schoop und strahlt.

    pd

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