Überregulierung schadet dem Werkplatz Schweiz

    VSLF – Der Verband der Schweizerischen Lack- und Farbenindustrie packt Herausforderungen unternehmerisch, weitsichtig und innovativ an und meistert so die zunehmenden Regulierungen sowie den Fachkräftemangel. Die Branche engagiert sich vorbildlich in Umwelthemen und bezüglich Nachhaltigkeit und investiert jedes Jahr in die Entwicklung neuer Produkte und Möglichkeiten.

    (Bilder: zVg) Die Lack- und Farbindustrie hat einen hohen Stellenwert im Weltmarkt: Es gibt kaum eine Branche, die keine Berührungspunkte mit ihr aufweist, denn fast alles ist beschichtet oder verpackt.

    Die Lackindustrie befindet sich in einem dynamischen Umbruch. Neben den klassischen Anbietern, die ein sehr breites Angebot führen, gibt es viele hochspezialisierte Firmen, die in ihren Gebieten im Weltmarkt ganz vorne mitspielen. «Allen gemein ist, dass höchste Qualität sehr kompetitiv angeboten werden kann», betont Matthias Baumberger, Direktor des Verbands der Schweizerischen Lack- und Farbindustrie VSLF. Lacke haben eine grosse Bedeutung auf den Bau respektive in unserer Arbeitswelt: «Die Beschichtungsindustrie ist eine klassische Querschnittindustrie, es gibt kaum eine Branche, die keine Berührungspunkte mit uns aufweist, fast alles ist beschichtet oder verpackt.» Die Branche ist äussert flexibel und innovativ, um immer wieder regulatorische Hürden wie beispielsweise die europäische Verordnung Nr. 582/2012, in der gesetzliche Anforderungen bezüglich Biozide geregelt wird, erfolgreich zu überwinden. «Wir investieren jedes Jahr in die Entwicklung neuer Formulierungen, welche die gesetzlichen Anforderungen erfüllen», erklärt Baumberger. Dadurch können zahlreiche Lösungen entwickelt werden, wie beispielsweise neue Zusammensetzungen zugelassener Biozide, die eine bessere Wirkung bei geringerem Einsatz ermöglichen. Zudem können bestimmte Eigenschaften wie der pH-Wert in einigen Fällen so eingestellt werden, dass auf den Einsatz von Bioziden ganz verzichtet werden kann. «Im Innenbereich kann die Verwendung von Bioziden oft ganz vermieden werden. Kennzeichnungen wie die Umwelt-Etikette der Schweizer Stiftung Farbe (vgl. Kasten) helfen den Nutzern, solche Produkte zu finden», konkretisiert der VSLF-Direktor. Im Aussenbereich gibt es neue Technologien wie die Verkapselung von Bioziden, die den direkten Kontakt mit den Filmschutzmitteln verhindern. Dadurch werden sensibilisierende Wirkungen und die unbeabsichtigte Freisetzung in die Umwelt vermieden.

    Nachhaltigkeit und Umweltschutz haben in der Branche Priorität: «Auf den Umweltschutz in unserer Branche sind wir sehr stolz. Wir sind Teil der ersten Initiative einer freiwilligen Produktekennzeichnung, die sich am Markt durchgesetzt hat», freut sich Baumberger. Dieses Projekt der Stiftung Farbe ist ein Leuchtturm, bei dem man Umweltschutz und industrielle Abläufe sehr klug verbunden hat. Des Weiteren arbeitet die Lackindustrie sehr eng mit der Stiftung KMU Clima zusammen: «Viele unserer Mitglieder verfügen seit langem über CO2 Bilanzen und reduzieren seit vielen Jahren ihren Ausstoss. Zusammengefasst gibt es vermutlich nur wenige Branchen, die seit so langer Zeit so aktiv in diesem Bereich sind», hält Baumberger fest. Auch die Digitalisierung macht sich die Branche zu Nutze – dies im Bereich von Forschung & Entwicklung und in der industriellen Produktion.

    EU-Regulierung zwingt KMU in die Knie
    Die steigende Regulierungswut bereitet der Industrie schon seit Jahren grosse Sorgen. Im Bereich Lacke und Farbe wurde in den vergangenen Jahren viel Neues impliziert. Dazu Baumberger: «Als chemische Industrie sind wir sehr stark reguliert, die Überregulierung in Europa und die starke Regulierung in der Schweiz führen dazu, dass der Standort Schweiz und Europa langfristig weniger attraktiv sein werden.» Dies hat zur Folge, dass sich Forschung & Entwicklung sowie Produktion langfristig in andere Gebiete verlagern werden, was man schon heute an den Wachstumsentwicklungen sieht. «Die teilweise unausgegorene Regulierung aus der EU sowie die kumulative Belastung dieser Regulierungen werden dazu führen, dass in Europa und in der Schweiz immer mehr KMU aufgeben werden», befürchtet Baumberger.

    Matthias Baumberger, Direktor des Verbands der Schweizerischen Lack- und Farbindustrie VSLF: «Viele unserer Mitglieder verfügen seit langem über CO2 Bilanzen und reduzieren seit vielen Jahren ihren Ausstoss.»

    Ein wichtiger Pfeiler des Verbandes ist die Aus- und Weiterbildung. «Wir haben im Jahr 2009 den Beruf Laborant/-in EFZ Farbe und Lack ins Leben gerufen und konnten so den Fachkräftemangel wenigstes abfedern», so Baumberger. Der Beruf der Laborant/-in bewegt sich mit 10 bis 15 Stellen pro Jahr in einer Nische. «Wir bilden zentral für die ganze Schweiz in Winterthur aus. Es ist daher nicht immer einfach, die richtigen Bewerber zu finden – im Grossen und Ganzen sind wir aber zufrieden.» Letztes Jahr absolvierten 12 Kandidatin/-innen das Qualifikationsverfahren und alle bestanden die Prüfung. Die Berufe in der Farb- und Lackbranche sind besonders bei den Frauen sehr gefragt. So liegt im Jahr 2024 der Anteil der weiblichen Auszubildenden bei 59,5 Prozent und im Jahr 2023 bei 57,1 Prozent. «Dieser Trend spiegelt sich im Anteil der weiblichen Berufsbildnerinnen wider, welcher bei 61,3 Prozent liegt», erklärt Baumberger. Wie in fast alle Branche ist die Rekrutierung des Nachwuchses, die hauptsächlich durch die Lehrbetriebe erfolgt, eine Herausforderung. Der VSLF beteiligt sich deshalb aktiv an Veranstaltungen wie an der nationalen Berufsschau und -wettbewerben SwissSkills, welche Interessierten eine Plattform bieten, sich unter anderen über den Beruf Laborant/-in EFZ Farbe und Lack zu informieren.

    Unternehmerische Freiheit als Erfolgsfaktor
    Auch auf politscher Ebene ist der VSLF aktiv, wo er für die unternehmerische Freiheit kämpft. «Der grundlegende, langfristige Erfolgsfaktor der Schweiz ist unsere Freiheit, inklusive der unternehmerischen Freiheit: je mehr diese eingeschränkt wird, desto schwieriger wird es. Entsprechend kämpfen wir in sehr vielen Gebieten genau für diese Freiheit», bringt es Baumberger auf den Punkt. Er sieht grundsätzlich für seine Branche grosses wirtschaftliches Potenzial und gute Zukunftsaussichten. Ein Kernproblem ist jedoch die Regulierungsdichte und deren kumulativen Effekt. «Diese führen zu einer schleichenden Deindustrialisierung in der Schweiz und Europa.»

    Corinne Remund

    www.vslf.ch
    www.lacklaborant.ch


    NACHHALTIGKEIT

    Die Schweizer Umwelt-Etikette

    Das Thema Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Bereich im VSLF. In Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Umwelt hat die Branche vor rund zehn Jahren freiwillig ein Umweltprojekt gestartet. Die Baumalerfarbenhersteller haben damit begonnen, ihre Farben nach Kriterien der Umwelt- und Gesundheitsfreundlichkeit sowie der Gebrauchstauglichkeit einzustufen. «So wird dem Verbraucher aufgezeigt, wie umweltfreundlich die von ihm eingesetzte Farbe anzuwenden ist», erklärt Direktor Matthias Baumberger. Dieses Pilotprojet wurde schon längst auf weitere Sektoren ausgedehnt.

    www.stiftungfarbe.org


    DAS MACHT DER VSLF

    28 Mitglieder gründeten 1907 den Verband der Schweizerischen Lack- und Farbindustrie VSLF – vornehmlich um Herausforderungen am Markt und den Kunden zu strukturieren. Die heutigen Kernaufgaben des VSLF liegen in folgenden Gebieten: Bearbeitung des regulativen Umfelds und Interessenvertretung, Berufs- und Weiterbildung, Information und Networking sowie Technik und Nachhaltigkeit. Der innovative Verband ist mit anderen Verbänden, Branchen, Interessensgruppen, Organisation und Institutionen bestens vernetzt. Auch auf politscher Ebene engagiert sich der VSLF und pflegt einen regen und engen Kontakt zu Behörden und Parlament.

    Der VSLF zählt 80 Mitglieder in einer vornehmlich mittelständisch geprägten Industrie von kleineren inhabergeführten Firmen bis zu Tochtergesellschaften von multinationalen Konzernen, die sich gegenseitig gut ergänzen. Rund 4500 Personen arbeiten in der Branche und generieren jährlich einen Umsatz von rund drei Milliarde Franken.

    CR

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